Lebensbild von Dr. h. c. Hans Noll
Hans Noll wurde am 30. Januar 1885 in Burgdorf geboren. Er studierte an den Universitäten ZĂĽrich, Basel und Genf und erwarb das ReallehrerdipÂlom. Seine Lehrtätigkeit begann 1907 im Landerziehungsheim Hof Oberkirch in Kaltbrunn, wo er bis 1919 wirkte. Am Rande der Linthebene erlebte er die Schönheit der Ried- und Sumpflandschaft und entdeckte die Welt der Vögel, deren Lebensweise er dann erforschte.
Die Beobachtungen im Freien und an seinen Pfleglingen hielt er in ausführlichen Aufzeichnungen fest. Die Ergebnisse schrieb er im „Sumpfvogelleben“ nieder, einem Meisterwerk, für das er ein Jahr später den Doktortitel erhielt.
H. Noll erforschte das Vogelleben des Untersees, wo er Kolbenenten, WeissÂbartseeschwalben und SchwarzhalsÂtaucher als Brutvögel entdeckte. Er arbeitete eng mit der Anstalt fĂĽr Bodenseeforschung zusammen, die ihn später zu ihrem Ehrenmitglied ernannt hat. H. Noll war auch MitbegrĂĽnder der Sempacher Vogelwarte.
Bis ins hohe Alter durfte er beobachten, forschen und das Fortschreiten seiner Lieblingswissenschaft mit offenem Geist miterleben; jede neue Erkenntnis nahm er dankbar als Geschenk entgegen. Hans Noll starb im Jahre 1969 im Alter von 84 Jahren nach einem Morgenspaziergang mit seiner Gemahlin und seinen Enkelkindern durch den Allschwiler Wald.
Alle haben wir H. Noll herzlich zu danken. Viele frühere Schüler, seine Freunde und Fachgenossen schliessen sich diesem Dank an. Seine Vorträge blieben unvergesslich für unzählige Zuhörer.
Vgl. H. Noll zum Gedenken, Ornithologischer Beobachter, 1969
Veröffentlichungen von Dr. h. c. Hans Noll
Sumpfvogelleben, Wien, 1924
Schweizer Vogelleben
1. Band Das Vogelleben im Jahresverlauf
2. neu bearbeitete Auflage, Basel, 1958
2. Band Die Brutvögel in ihren Lebensgebieten
2. neu bearbeitete Auflage, Basel, 1965
Die Vogelwelt des Untersees, Schaffhausen, 1954
Bestimmungstabelle für Nester und Eier einheimischer Vögel
3. erweiterte Auflage, 1968
Nebst seinen BĂĽchern hat H. Noll von 1924 bis 1962 viele Artikel fĂĽr verschiedene Zeitschriften verfasst.
„Zu rühmen, meine ich, sei nichts, ich habe wie jeder Mensch diese und jene Gabe als Mitgift und Geschenk für’s Leben erhalten. Wenn etwas daran überhaupt lobenswert ist, war es nur dies, dass die Gabe verwertet, gebraucht und weitergegeben wird an die Mitmenschen (…) und wenn es nun, wie Ihr sagt, gut herausgekommen ist, ist es nicht mein Verdienst, sondern wie alles Gelingen Gnade.“
Dr. h. c. H. Noll, 65 Jahre Hof Oberkirch, Dr. F. Schwarzenbach
Die Lachmöwe
„Wenn der Winter zu Ende geht, wenn im Februar die ersten Blumen blühen und die Haseln stäuben oder gestäubt haben, kommt eine grosse Unruhe unter die Möwenscharen, welche in Zürich, wie in so mancher anderen, an Flussläufen oder Fluss-Vereinigungen liegenden Schweizerstadt, ein Winterasyl gefunden haben. Der Lenz kommt; die Zugzeit rückt näher und auf sie folgt die Brütezeit im einsamen Ried. Hoch schwingen sich die herrlichen Flieger empor; in wundervollen Kreisen schweben die Möwen über See und Stadt und werfen sich in brausendem Sturzfluge wieder hinunter auf die Wasserfläche, spielen und kreischen, verfolgen einander. Es ist nicht nur das Zugfieber, das sie ergriffen hat; auch der Fortpflanzungstrieb ist erwacht und drängt sie zum Aufbruch, zur Reise.“
H. Noll, Sumpfvogelleben
Die Lachmöwenkolonie im Kaltbrunner Riet
Nachdem im Jahre 1913 die Zahl der ca. 100 Brautpaare auf nur noch 4 Paare reduziert wurde hauptsächlich durch Eierraub der Bevölkerung, veranlasste H. Noll, dass ein Schutzgebiet für Möwen entstand. Einige Jahre intensiver Arbeit führten dazu, dass um 1975 wieder über 800 Möwenpaare brüteten. Ohne das Eingreifen von H. Noll wären Lachmöwen im Riet ausgestorben. Jetzt ist das Kaltbrunner Riet durch seine Lachmöwenkolonie bekannt.
Das Entenlied
Auszug aus dem einzig bekannten Gedicht von Dr. h. c. H. Noll
Vier Wochen lang im Ei zu liegen,
Ist ganz gewiss auch kein VergnĂĽgen.
Drum endlich, wenn die Schale springt,
Ein feines Stimmchen draus erklingt:
„Piep, Piep! Mach auf mein weisses Haus,
Ich möcht’ zum Sonnenschein hinaus
Und möcht’ mich sehen, möcht’ mich recken
Und endlich meine Glieder strecken!“
„Quagg, quagg“, spricht Mutter Ente drein,
„Mach auf die Schale ganz allein!
Wer will ins goldne Leben dringen,
Der muss sich selbst den Weg erringen.“
Da raspelt’s, popert’s, feilt’s. Sieh doch,
Schon hat die Schale ein Loch!
Schwupp, springt sie mittendurch entzwei.
Hurra! Jetzt ist das Entlein frei.
Die Mutter wärmt’s und auch Frau Sonne.
Oh, welches GlĂĽck, oh welche Wonne.
Hof Zeitung, 13